Der Markusplatz in Venedig

Seitdem der Heilige Markus, San Marco, Schutzheiliger der Stadt ist, heißt sie Venedig, nicht mehr Rialto. San Marco ist in Venedig allgegenwärtig. So ist es kein Wunder, dass neben dem Flughafen und vielen weiteren Straßen und Plätzen der zentrale Platz in Venedig seinen Namen trägt. Piazza San Marco ist das Herz von Venedig. Hier findet man neben dem Campanile (Glockenturm) auch den Dogenpalast und die Basilika San Marco.

Der Palast der Dogen

Das erste Gebäude an dieser Stelle wirkte wie eine Festung: Es hatte einen viereckigen Grundriss, war von hohen Mauern geschützt und zum Hafenbecken hin von Ecktürmen flankiert. Die Tore waren besonders verstärkt. Der Bau diente als Residenz des Dogen und als Sitz von Regierung und Behörden, enthielt außerdem Waffendepots, Gerichtssäle und Gefängnisräume. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert erhielt das gewaltige Bauwerk nach und nach sein heutiges Aussehen. Mehrmals musste es nach Bränden erneuert werden, doch vor allem benötigten die staatlichen Organe mit dem zunehmenden Reichtum der Republik und ihrem Machtzuwachs mehr Platz. Und so begann man die Erweiterung damit, einen neuen Saal für den Großen Rat einzurichten.

Die beiden Flügel zum Hafenbecken und zur Piazetta wurden 1340-65 bzw. 1424-42 errichtet und gehören zu den schönsten Werken der gotischen Baukunst. Über einer spielerisch-leichten Galerie und Arkadenreihe ruht die schwere Masse des oberen Stockwerks, das Zentrum der Macht. Bewundernswert sind die Säulenkapitelle aus dem 14. und 15. Jh. und die Figuren an den Eckpfeilern. Die Porta della Carta, benannt nach den Schreibern, die vom nahegelegenen Staatsarchiv hier eintraten, ist ein Meisterwerk der Hochgotik. Durch sie betritt man, vorbei am Arco Foscari, einem Triumphbau des Dogen Foscari, den großartigen Innenhof.

Basilika San Marco

828 brachten zwei Kaufleute aus Alexandria die Reliquien des heiligen Markus nach Venedig. Der Evangelist wurde zum Schutzpatron der Stadt erklärt, wo er für einige Zeit noch zusammen mit dem griechischen Heiligen Theodor verehrt wurde, der erst später, als die Stadt sich aus der Abhängigkeit von Byzanz löste, in Vergessenheit geriet. Die Gebeine des heiligen Markus wurden vorläufig in einer Kapelle im Dogenpalast bestattet, 832 vollendete man dann die erste Grabkirche neben dem Palast. 976, als der Doge Candiano bei einem Volksaufstand ermordet und seine Residenz in Brand gesteckt wurde, zerstörte das Feuer die Kirche vollständig. Der Doge Pietro Orseolo I. ließ sie wieder aufbauen. Während der Umgestaltung des Areals um den Dogenpalast zu einem repräsentativen Platz, der die wachsende Macht der Lagunenstadt unterstrich, wurde auch der zweite Bau zusammen mit der benachbarten Kirche des ersten Schutzpatrons Theodor abgerissen. Unter dem Dogen Contarini entstand das dritte und letzte Gebäude.

Die Stadt der Dogen war schon damals das Tor zwischen Orient und Okzident. Noch stark der byzantinischen Tradition verhaftet, errichtete man ein ganz orientalisches Gotteshaus, das zwei Kirchen Konstantinopels zum Vorbild hatte: die heute zerstörte Apostelkirche und die Hagia Sophia.