San Michele - die Insel der Toten
Eine Insel nur für die Toten mitten in der Lagune - so etwas kann es nur in Venedig geben, wo viele Künstler und andere Prominente ihre letzte Ruhe fanden. Auf der berühmten Friedhofsinsel San Michele wurden einige von ihnen bestattet. Wer mit dem Vaporetto durch die Lagune fährt, sieht auf halber Strecke zwischen Venedig und der Glasbläser-Insel Murano eine schnurgerade, von mächtigen Mauern umgebende Anlage mitten in der Lagune: die Friedhofsinsel San Michele. 11 Franziskanermönche haben auf dem Eiland Wohnsitz genommen, der Rest der Insel gehört den Zypressen und den Toten. Regelmäßig kommen neue hinzu, der Friedhof wird nach wie vor als solcher genutzt und manch ein Venezianer wird hier bis heute bestattet.
Uralt ist die Friedhofsinsel nicht, sie stammt aus dem 19. Jahrhundert, was an der planmäßigen und schnurgeraden Anlage noch gut zu erkennen ist. Im Mittelalter befand sich auf San Michele ein Kloster, dessen Reste bis heute erhalten sind. Früher wurden die Toten auf den Friedhöfen der Kirchen in Venedig bestattet. Durch das Wasser konnten diese Gräber aber nicht sehr tief angelegt werden. In Folge dessen berichteten viele Reisende von dem Gestank, der von diesen Friedhöfen ausging. Auch das Wasser verschiedener Brunnen wurden von den Leichen kontaminiert. Als Napoleon Venedig eroberte machte er diesem Brauch ein Ende und bestimmte die kleine Insel San Cristoforo zur Friedhofsinsel. Diese vermochte aber schon bald nicht mehr alle Toten aufzunehmen. So wurde der Kanal zur Nachbarinsel San Michele zugeschüttet und der Friedhof auf diese erweitert. 1837 wurde die Friedhofsinsel San Michele dann eingeweiht.
Heute ist San Michele ein beliebtes Ziel für Venedigbesucher. Die Promi-Gräber auf dieser weitläufigen Friedhofsinsel sind nicht leicht zu finden. Man kann sich im Eingangsbereich des Friedhofs einen Friedhofsführer kaufen und dann auf Entdeckungsreise gehen. Abgelegen und fast überwachsen von Gestrüpp finden sich hier die Grabstätten des russischen Komponisten Igor Strawinsky und seiner Frau, des italienischen Komponisten Luigi Nono und des russisch-amerikanischen Literaturnobelpreisträgers Joseph Brodsky. Auch das russische Ballett-Genie Sergej Diaghilew und der Schmuckdesigner Jean Schlumberger, der für das berühmte Schmuckhaus Tiffany´s weltberühmte Kollektionen schuf, ruhen hier. Bemerkenswert: Kaum einer der hier bestatteten Promis starb in Venedig, sondern irgendwo auf der Welt. Für die letzte Ruhe ließen sie sich eigens nach San Michele bringen - so groß war die Sehnsucht nach der Lagunenstadt.