Der Karneval in Venedig
"Alle Welt reist nach Venedig, um den ausgelassenen verrückten Karneval zu erleben", berichtete John Evelyn in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts. Das Wort leitet sich ab vom lateinischen "carnem levare", was so viel bedeutet wie "Fleisch zurücklassen, Fleisch aufgeben". Die Feiern anlässlich des Abschieds vom Fleisch auf dem Speisezettel, also des Beginns der Fastenzeit, begannen in Venedig zum Stephani, am 26. Dezember. Es wurde beschlossen, dass von diesem Tag bis zum "Martedi Grasso" (Faschingsdienstag, Fetter Dienstag) jegliche Verkleidung überflüssig war. Trotzdem konnte das typische venezianische Kostüm von Männern und Frauen gleichermaßen an Festtagen und vom 5. Oktober bis zum 16. Dezember getragen werden - allerdings nur nachmittags. Diese "Baůtta" besteht aus einem schwarzen Dreispitz, einem Cape und einer schwarzen oder weißen Maske.
Seit dem Jahr 1980 gibt es wieder Masken in Venedig, traditionelle Kostüme aus dem 18. Jahrhundert begegnen den ausgefallensten Eigenschöpfungen. Wie früher veranstaltet man Bälle und Theateraufführungen und lässt die alten Spiele wieder aufleben. Auch eine Regatta der Gondeln im Markusbecken gehört zum Programm des Karnevals. Am letzten Tag schließlich wird auf dem Markusplatz das Abbild des Karnevals verbrannt - so wie es die Tradition verlangt. Übrigens wurden einige Kostüme aus der Commedia dell'Arte übernommen, dem Stegreif-Theater, das auf den Campi aufgeführt wurde. Typisch ist zum Beispiel der Harlekin.
Karneval im Café Florian
Früher betraten die Adligen ihre Casini und die Theater nur inkognito, von einer Maske verborgen. Heute trifft man sich immer noch in dem traditionsreichen Café am Markusplatz.
Geschichte
Der Karneval begann jedes Jahr am 26. Dezember, dem Stephanstag, und erreichte seinen Höhepunkt am Fastnachtsdonnerstag. In dieser Zeit verloren viele Gesetze der Republik ihre Gültigkeit. In Kostüm und Maske waren soziale Unterschiede vorübergehend aufgehoben - wenngleich die festgeschriebene Rangordnung der offiziellen Feste sie eher betonte. Das venezianische Volk okkupierte die Campi, den Markusplatz und die Innenhöfe, die zu regelrechten Bühnen wurden, wo man sich zeigte, tanzte, sang, schlemmte und spielte.
Der Karneval begann mit prächtigen Bällen auf den größten Plätzen Venedigs. Im Lauf der Wochen gab es dann immer wieder spontane Feste bis zum Fastnachtsdienstag, wenn um Mitternacht die Totenglocken der Kirche San Francesco della Vigna die Fastenzeit einläuteten.
Tabarro und Bauta
Die Bauta war ein kurzer, durch Spitzenstickerei verzierter Umhang mit einer schwarzen Seidenkapuze, der über dem weiten Cape (Tabarro) getragen wurde. Mit dieser Verkleidung und der weißen Maske, die das Gesicht fast verdeckte, konnte man unerkannt umherstreifen. Auf dem Markusplatz wimmelte es zu Karneval von fliegenden Händlern. Zum Beispiel wurden gern Krapfen angeboten.